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Vertiefungen

Art in Nature: Auf Entdeckungsreise der überraschendsten Kunstgärten

Art in Nature: Auf Entdeckungsreise der überraschendsten Kunstgärten

Kunst und Natur sind schon seit jeher eng miteinander verbunden, da der Mensch von Anbeginn der Zeit die Neigung hat, in die Landschaft einzugreifen, sie zu gestalten und sich gleichzeitig von ihrer Kraft stimulieren zu lassen. Im 18. Jh. hat sich dieses Verhältnis weiterentwickelt, wobei ein größeres Augenmerk auf die Umwelt und ein respektvoller Umgang mit derselben in den Fokus gerückt sind. Mitte der 60er Jahre sah die Künstlerbewegung der Land Art bzw. der Landschaftskunst oder Earth Art den freien Eingriff der Künstler in die Natur und an der Natur vor, wobei ihre Elemente zwar genutzt wurden, sie jedoch nicht „dauerhaft“ verändert wurde. Die entsprechenden Umgestaltungen sind demnach nur vorübergehend, haben jedoch eine große Wirkung, wobei die Umgebung selbst gleichermaßen Material und zum Werk selbst wird und nicht nur ein „Modell“ der Kunst ist. Emblematisch ist in diesem Sinne auch das letzte Werk des verstorbenen Künstlers Christo in Italien: The Floating Piers (2016), ein beeindruckender Steg auf dem Iseo-See.
 
In den gleichen Jahren verbreitete sich als Gegensatz zur amerikanischen Land Art in Europa das Phänomen der Art in Nature bzw. Umweltkunst, bei der der Mensch nicht länger über der Natur steht, sondern sich vielmehr als deren intimer Verbündeter sieht. Vor diesem Hintergrund sind viele Kunstgärten entstanden, in denen Skulpturen und moderne, zeitgenössische Kunstwerke stehen und mit denen diese mit der sie umgebenden Natur verschmelzen lassen. Der Besucher erhält dabei die Möglichkeit, eine in ihrer Art einzigartige und unglaublich umfassende künstlerische Erfahrung zu erleben
 
Heute nehmen wir Sie auf eine Entdeckungsreise einiger der spektakulärsten Kunstgärten in Italien und im Ausland mit.

Kunstgärten: 3 unbekannte Parks, Skulpturen und Land Art zum Besichtigen 

 

Sacro Bosco (Heiliger Wald) von Bomarzo – Viterbo

Im 14. Jh. erhält die Gartenkunst mit dem Prunk der Renaissance neue Impulse und einen neuen Anlagenstil: den italienischen Garten. Dieser auch „rational“ genannte Outdoor-Typus möchte anhand eines strengen Stils die Herrschaft des Menschen über die Natur bezeugen. Unter den unterschiedlichen Renaissance-Gärten bildet der „Heilige Wald“ von Bomarzo in Viterbo eine Ausnahme. Dieser auch als Villa delle Meraviglie (Villa der Wunder) oder Parco dei Mostri (Park der Ungeheuer) bekannte Park erstreckt sich über eine Fläche von circa 3 Hektar und ist bis heute ein Unikat im internationalen Panorama. Der 1552 vom Architekten Pirro Ligorio und Prinz Vicino Orsini entworfene Park plant neben einem eleganten, klassischen italienischen Garten einen mitten durch den Wald verlaufenden Weg mit Dutzenden gehauener Felsblöcken in Gestalt von Monstern, Drachen, mythologischen Figuren und exotischen Tieren, aber auch Brunnen, Obelisken und schiefen Häusern vor. Bis heute ist nicht ganz klar, was der ursprüngliche Grund für seinen Entwurf war. Tatsache ist jedoch, dass dieses Labyrinth aus Skulpturen und Symbolen inmitten enormer Staturen und kryptischer Inschriften einer der magischsten und mysteriösesten Orte der Welt ist. Salvador Dalì sagte nach seinem Besuch, dass es sich um eine geschichtlich einzigartige Erfindung handele. «Ihr, die um die Welt wandert und große und wunderschöne Wunder seht, kommt hierher, wo schreckliche Gesichter, Elefanten, Löwen, Orks und Drachen sind»: Euch wünsche ich den Mut, sich in dieses Abenteuer zu stürzen.

Tarot-Garten – Capalbio

Der mitten in der toskanischen Maremma gelegene eindrucksvolle Tarot-Garten in Pescia Fiorentina, im Ortsteil Capalbio ist das Werk der visionären franko-amerikanischen Malerin, Bildhauerin und Regisseurin Niki de Saint Phalle. Wie der Name nahe legt, wurde dieser Kunstgarten von der Welt der Tarotkarten inspiriert. Insgesamt findet man hier 22 imposante Statuen – 12 bis 15 m hoch – aus Stahl und Zement, verkleidet mit Glas, Spiegeln und dekorierten Fliesen, die die bedeutendsten Geheimnisse der Karten darstellen. Dieser mit Beginn im Jahr 1979 geschaffene Park steht seit dem 15. Mai 1998 dem Publikum offen und ist bis heute ein zwischen Realität und Traum, zwischen Zartheit und Übertreibung schwebender Ort, der nach wie vor Menschen aus aller Welt fasziniert.

Arte Sella – Trient

Spazieren wir weiter durch den Garten der Villa Strobele im Sella-Tal. Hier entschieden 1986 drei in Borgo Valsugana ansässige Freunde einen Ort zu schaffen, an dem „Kunst, Musik, Tanz und andere Ausdrucksformen der menschlichen Kreativität miteinander verschmelzen und so den Anstoß zu einem einzigartigen Dialog zwischen menschlicher Genialität und der Welt der Natur geben“. Ausgehend von dem entlang einem Weg namens ArteNatura (ein Waldweg, der sich auf der Südseite des Berges Armentera durch den Wald schlängelt) stößt man auf eine Reihe an Installationen und „fließenden“ Werken, die aus natürlichen Materialien geschaffen wurden und aus der Landschaft herausragen, um dann wieder in die Natur zurückzukehren, die es in ihrer Eigenschaft als „Schrein der Erinnerung“ zu erhalten gilt. Stellen Sie sich beispielsweise vor, vor einem von Säulen aus verflochtenen Zweigen gesäumtem Kirchenschiff zu stehen, in dem eine Hainbuche steht, die einmal gewachsen ist, an die Stelle der aktuell dort stehenden Struktur treten soll, welche dann vermodern und schließlich gänzlich verschwinden wird. Die Cattedrale vegetale (pflanzliche Kathedrale) von Giuliano Mauri (Spitzname „Der Hüter des Waldes”) zählt zu den eindrucksvollsten Werken, die man an diesem Ort finden kann. Eines Ortes, an dem die Kunst dem natürlichen Lebenszyklus der Umgebung und folglich einer begrenzten, zirkulären Lebensdauer unterliegt, ohne ihre Essenz zu verändern. Arte Sella ist heute eine bedeutende Einrichtung und perfekter Ausdruck der aktuellen Art in Nature, an der Architekten von internationaler Bekanntheitsgrad wie Atsushi Kitagawara, Kengo Kuma und Michele de Lucchi beteiligt waren.

Kunstgärten: internationale Beispiele

Stellen Sie sich einen Park mit 212 Bronze- und Granitskulpturen vor: Genau das finden Sie im Vigelandsparken, ein im Frognerparken und somit größten Parks Oslos gelegenes Areal. Um die Besonderheit dieses Orts zu unterstreichen, möchten wir hinzufügen, dass alle Werke von einem einzigen Künstler stammen – dem Norweger Gustav Vigeland, der sie von 1939 bis 1949 geschaffen hat. Ein weiterer magischer Ort ist der Dean Sculpture Trail, der, mitten im gleichnamigen Wald in Coleford gelegen, einer der ersten Kunstgärten war, der 1986 in England eröffnet wurde. Hier finden 27 Site-Specific Werke – einige dauerhaft, andere vorübergehend (derzeit sind tatsächlich nur 17 zu sehen) entlang eines etwa 6 km langen Rundwegs, die mit der sie umgebenden Landschaft regelrecht verschmelzen: Darunter auch die bekannte „Kathedrale im Wald“, eine eindrucksvolle farbige Glasmalerei-Skulptur von Kevin Atherton von 1986.
 
Dies sind nur einige der Kunstgärten, die man in Italien und im Ausland findet – Orte, die zu etwas besonderen werden: unbekannte, meditative Räume, in denen man beim Spazierengehen außergewöhnliche Erfahrungen machen kann. Jetzt ist es an uns, denn wir brauchen uns nur noch von den unendlichen Verbindungen, die Natur und Kunst kreieren können, überraschen zu lassen.

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